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Goldstrom “VOL” Voice of the Livingroom – Teil4 – Es wird nass!

10 Jan

Der Zeitaufwand für das Projekt ist mittlerweile beträchtlich. Mein Plan war, eine Box in drei Tagen zu bauen. Das Gesamtwerk setzt sich aber aus extrem vielen Einzelteilen zusammen. Alleine das Einbringen der Versteifungen der einzelnen Kammern und der Schallwand verschlingt schon viele Stunden. Alles muss auf Maß gesägt, eingeleimt und möglichst verschraubt werden. Nach aktuellen Schätzungen rechne ich jetzt pro Box mit etwa 10 Tagen.innenausbau Hier sehen wir die Schwingungsdämpfer für die Schallwand um den Ausschnitt für das Basschassis herum (6) und den Träger für die Rückwand der Basskammer (7). innenausbau-liegend Ein Blick von oben in die beiden Druckkammern, die es später auszutarieren gilt (8 und 9). aussenleistenAuf der Frontseite der Box werden jetzt Viertelstäbe aufgeleimt (und nur geleimt, der Optik wegen). Auf einer Höhe von 118cm und einer Breite von 68cm muß jetzt ein gleichbleibender Druck aufgelegt werden, um diese Holzleisen anzupressen. Das geschieht mittels einer großen Spanplatte, die ich über die gesamte Fläche lege. In Ermangelung einer 80cm Schraubzwinge benutze ich mich selber als Gewicht und presse mit meinen 75kg Druck die Leisten auf. Halbe Stunde Pause 🙂 Vorher habe ich bereits die Pappelsperrhölzer gewässert, die vorne als Rundbogen für den Schallaustritt dienen sollen. Die Hölzer mussten über Nacht mittels Gewichten gebogen werden, um sie vorzurunden. Ich schaue aus dem vergitterten Kellerfenster. Alles dunkel draussen. Es scheint, als hätte ich die Welt vergessen, oder der Rest der Welt mich. Niemals vergeht die Zeit schneller, als dann, wenn man mit Leidenschaft und Hingabe kreative Dinge tut. Was auch immer das sein mag. Ich beende nach einer weiteren halben Stunde Leimtrocknung meinen Job als menschliche Schraubzwinge, gehe schlafen und mache gleich am nächsten Morgen weiter:frontal-nacktVom letzten Bild bis zu diesem Zustand ist ein Tag vergangen, an dem ich nicht dazu kam, Fotos zu machen. Ich werde das beim Bau der zweiten Box nachholen. Wir sehen die eingesetzten Rundbögen, die von jeweils zwei Leisten verkeilt werden. Die bereits gerundeten Bögen wurden von oben in die Box zwischend die Leisten passgenau millimeterweise eingetrieben. Der Schalltrichter oben zeigt die beiden Öffnungen für die Hochtöner. Eine Stabilisierung des Schalltrichters erfolgt durch die drei Leisten in der Mitte, die dem Schallweg nach ausgerichtet sind. Es ist möglich, die kleine Schallwand für die Hochtöner an ihnen vorbei zu entnehmen, um später die Chassis einzusetzen. Sie erhält später noch rechts und links kleine Passleisten zur Anbindung an den Schalltrichter. Während der Trocknungszeiten des Leims habe ich nach und nach die zweite Box vorbereitet. Diese ist etwa zur Hälfte aufgebaut und wird morgen ihre Rundbögen erhalten. Gute Nacht ;-)!

Goldstrom “VOL” Voice of the Livingroom – Teil3 – Die Schallwand

10 Jan

Mit etwas Verspätung wage ich mich nun an die erste der beiden Schallwände. Die lichten Maße werden 116 cm Höhe x 50cm Tiefe betragen. Das Maß habe ich so festgelegt, dass die maximale Standfläche ein erträgliches Maß für Räume ab 24qm darstellt. Meine Küche zum Beispiel. Nach intensiver Lektüre des RPB Taschenbuches „Lautsprechergehäuse für HiFi“ von Herbert Klinger (eigener Erstbesitz aus den 70igern, wieder entdeckt in einer alten Bastelkiste) fand ich darin einen kleinen Zettel mit Notizen, die ich mir als Schüler gemacht hatte. Ich erinnerte mich an meine damaligen Experimente, die im wesentlichen von Geldmangel und meinem Großvater behindert wurden, der mir den Umgang mit elektrischem Strom und allem, was Krach machte, verboten hatte. Allerdings kam es dadurch für mich zu mancherlei interessanten Erkenntnissen, wie das Ziel einfacher, schneller und heimlicher zu erreichen war. Allerdings machte mich der Zettel schon etwas stutzig. Obwohl ich schon damals wusste, dass ich ihn für lange Zeit weglegen würde, dachte ich nicht, dass ich ihn später jemals anzweifeln würde. Tue ich heute aber.

Der Plan der 70iger

Der Plan der 70iger


Was muss ich da lesen? An die Innenseiten der Box sollte also Dachpappe? Aha… Und die Bahnen mit Dachlatten befestigen… Wahrscheinlich, falls der Bass-Sturm ausbricht 🙂 damit die Box nicht auseinanderfliegt. Nein im Ernst – so sollten stehende Wellen eliminiert werden. Und zwei Innenkammern? Eine für den Bass, die anderen für die Hochtöner? Na, da kann man drüber reden. Und die Chassis bitte nicht im Mittelpunkt der Frontplatte. Mhm… und die Optik, wo bleibt die? Hoch- und Tieftöner gegenphasig schalten? Also das liegt doch an der Auslegung der Frequenzweiche und der Anzahl der Lautsprecher, oder? Möglichst großes Gehäuse-Volumen? Klar doch… ! Die Dinger stehen ja nun nicht mehr im Jugendzimmer mit Hippie Tapete!
Das also waren Dinge, die ich mir damals gedacht und dann weggepackt hatte, weil kein Geld, keine Zeit und keine Kreissäge in Sicht waren. Das sollte sich aber 35 Jahre später ändern. Wir werden sehen, was davon übrig bleibt. Los geht´s!
Was von den Zettelnotizen sinnvoll sein mag? Ich vermag mich nicht mehr unbedingt zu erinnern, was ich da genau umsetzen wollte und ob das für die VOL auch gelten soll. Aber irgendwie muss man ja anfangen… am besten bei der Musik. Darum geht es ja schlußendlich.
Gehen wir zunächst einmal von der Theorie aus, dass eine perfekte Klangübertragung genau dann stattfindet, wenn möglichst optimale Bedingungen für den ungehinderten Flug der Schallwellen gegeben sind, dann schlußfolgere ich für den Bass: Möglichst große Membranfläche des Chassis. Ich kann mir in meinem jugendlichen Leichtsinn nicht vorstellen, dass ein 20cm Chassis eine Bassdrum wiedergeben kann, die mit einem 80cm Fell arbeitet. Dementsprechend wähle ich jetzt für den Tieftöner ein richtig dickes Ding – ein 15Zoll Chassis. Soviel zur Membranfläche. Ein Wirkungsgrad von mindestens 93dB ist unabdingbar. Der 15 Zoll Eminence, den ich für den Test verwenden werde, hat laut Datenblatt 95dB. Also auf dem Papier alles im grünen Bereich. Damals war das Teil für mich unerschwinglich, heute bin ich reich an Erfahrungen und weiss – mindestens das gehört da rein! Mitteltöner sind die AD9710 von Philips, das hatte ich schon erwähnt. Die haben einen wunderbaren Schmelz und geben Stimmen so herrlich natürlich wieder. Oben herum spielen die RUF-Siemens mit. Es gibt nichts glasklareres als diese. Auch wenn das jetzt die ebay-Preise in die Höhe treiben wird. Die AD9710 werden ein Gehäusevolumen ähnlich dem eines Röhrenradios bekommen. Da klingen sie am luftigsten, denn da kommen sie her. Die Hochtöner brauchen wenig Rückraum wegen der geringen Membranauslenkung. Darum werde ich mir daher also erst später Gedanken machen müssen.
Ein entscheidender Moment gehört genau jetzt der Wahl des Materials. Was darf es sein? Was soll es sein? Spanplatte? Mdf? Mehrschichtplatten? Kiefernholz? Ich möchte etwas möglichst Resonanzarmes verwenden. In den 70igern hat man ja in Beton gebaut. Einen Betonklotz bekomme ich aber nicht zu Fuß aus der Kellerwerkstatt in den dritten Stock. Und ich bin ja auch kein Maurer. Außerdem habe ich an meinen Cinematik (Lautsprechern) die Erfahrung gemacht, dass resonierende Körper in kontrollierter Art und Weise verdammt lebendig klingen können. Zwangsläufig möchte somit die Frage beantwortet werden: Welches Holz resoniert denn aus welchem Grund am wenigsten? Ganz einfach – Verlegeplatten. Die bestehen aus zusammen geleimten Holzresten. Holzspäne und Leim ergeben gemischt wegen ihrer geringen Dichte einen wenig resonierenden Verbundstoff. Das wäre zumindest eine physikalisch treffsichere Erklärung. Nachteil der Geschichte ist, dass die Platten stellenweise unterschiedliche Dichten haben. Mal greifen die Spax-Schrauben mehr, mal weniger. Das allerdings ist für die VOL relativ unwichtig, denn die einzelnen Gehäusekammern werden sämtlicherweise Verstärkungsleisten an den Seiten erhalten, die auch zur Verschraubung und vor allem – der Verleimung dienen. Die Wahl fällt also auf die Verlegeplatten. Andere Leute treten sie mit Füßen, ich will mich ihrer anderer Qualitäten bedienen. Fangen wir also an. Schallwand gelocht und mit Randleisten versehen.rahmen Die Öffnungen für den Hochtöner fehlen noch. Unten sehen wir den Bassreflexaustritt, bzw. den Mund des inneren Horns. Als Randleisten dienen Kiefernholzleisten in 25x48mm Stärke. Die originale VOTT hat in ihrem Bauplan überall solche Schwingungs dämpfenden Randleisten aufgeführt. Ebenso werden dort auf den Wandflächen Leisten aufgeleimt. Das könnte dann das Pendant zu meiner Dachpappen Idee von 1979 sein.
Schallwand rückwärtig

Schallwand rückwärtig

Allerdings ist das Aufbringen von Schwingungsdämpfern in die späteren Bauphasen zu verlegen. Zunächst folgt der Aufbau mit weiteren Rahmenleisten und Seitenteilen. Man benötigt mindestens vier Schraubzwingen. Besser wären acht, damit man die Trocknungszeiten des Leims nicht abwarten muss.
Zwingen!

Zwingen!

gehause12
Im letzten Bild sehen wir die vorbereiteten Druckkammern für das Bass Chassis (1,2), dern Rahmen für die Kammer des Mitteltöners (3) und die Kammer für den Bass (4). Nummer 5 schließlich benennt den Austritt der inneren Schallumlenkung. Tatsächlich gelangt der rückwärtige Schall des Tieftöners zunächst über zwei Bassreflexrohre, die in die Öffnungen der Basskammer nach oben noch eingesetzt werden, in zwei Druckkammern links und rechts neben dem Mitteltöner. Von dort aus wird der Schall über vergrößerte Öffnungen austreten und in den Hornmund gelangen. Das Volumen der Druckkammern ist regelbar. Man kann Dämmmaterial einfüllen, und/oder den Zu- und Abfluss der Schallwellen durch ein Reflexrohr variieren, bzw. ebenso die Anzahl der Austrittsöffnungen bestimmen. Der Aufbau der Kammern folgt im nächsten Bauabschnitt. Das ist der experimentelle Sektor, und ich liebe so etwas. Ich gebe zu, dass ich einige Berechnungen verworfen habe, um ein kleineres Gehäuse zu ermöglichen und später meinem Ohr trauen werde und keinem Messgerät. Zugegenermaßen ist das der Bereich, der die größten Unwägbarkeiten birgt. No Risk – no Fun. Mehr in den nächsten Tagen.

Goldstrom „VOL“ Voice of the Livingroom – ein maximales Lautsprecherprojekt

2 Jan
Skizze und Testaufbau auf dem Schreibtisch

Skizze und Testaufbau auf dem Schreibtisch

Auf dem letzten Analogforum im November 2013 in Krefeld hat mich die Vorführung einer originalen Voice of the Theatre Kombination derart beeindruckt, dass ich mich kaum noch aus dem Hörraum begeben mochte. Die Voice of the Theatre (VOT) ist ein hochempfindlicher Lautsprecher mit einem Wirkungsgrad weit über 100dB, in einem enorm großen Gehäuse. Bei diesem Wirkungsgrad genügen schon ein bis zwei kleine Watt an Leistung, um alle Nachbarn drei Häuser weiter nachdrücklich von Ihrer Anwesenheit zu überzeugen. Im Prinzip ist es „lediglich“ ein offenes Bassreflexsystem, in dessen Reflexkanal sich ein Mittelhochtonhorn befindet. Kann man ja mal nachbauen, denn – sein Klang ist unbeschreiblich – einfach schön. Es ist alles da. Bässe kommen prägnant und druckvoll, die Mitten schmelzen vor uns im Raum dahin und verleiten zum Träumen, die Höhen lassen uns noch an noch höhere Sphären glauben und dergestalt beeindruckt mich diese „Holzkiste“, so dass ich unweigerlich zusammenzuckte und mir nichts sehnlicher wünschte, als meine gesamte Musik mit diesem wunderbaren Klanginterpreten durchhören zu dürfen. Tage und Nächte würden im Flug vergehen, während ich mein schwarzes Gold immer schneller auf den Drehteller lege, und nach der nächsten Vinylscheibe lechze.

Tatsächlich nimmt die Original-Konstruktion aber einen solchen Raum ein, dass es kaum möglich ist, zwei davon in einem Zimmer aufzustellen und noch Platz für ein Sofa zu finden, ohne eine Türe hinter sich zu schliessen. Geschweige denn würden zusätzlich Ehefrau und Restfamilie in diesem Raum anwesend sein können. Zumindest in den meisten Fällen, sprich Wohnstuben, dürfte dies so sein. Was also liegt näher, als die originale VoT Konstruktion auf ein wohnraumtaugliches Maß zu reduzieren? Ich möchte mich beschränken auf eine lichte Breite von maximal 65cm und eine Höhe von 120 cm. Diese Größe sollte sich irgendwie zumindest in meiner Küche unterbringen lassen. Das ist der Platz, an dem ich meistens Musik höre. Dieser Raum ist etwa 24qm groß. Dies zum Vergleich, falls Sie mitbauen möchten. Zum Baubeginn, der soeben startet, habe ich mir ein kleines Papiermuster angefertigt, das mich inspirieren soll. Alle Chassis werden ein Frontalhorn bekommen, plus eine Druckkammer für den Tieftonbereich, plus ein einer doppelten Hochtonkombi, die ihren Schall reflektiert abstrahlt. Den Mitteltonbereich soll der Philips AD9710 übernehmen. Die hohen Töne übergeben ihr Klangbild an zwei RUF von Siemens. Die Bässe werden transportiert von zwei Eminence 15-Zöllern. Man sieht daran schon – es wird nicht bloß eine verkleinerte Kopie, sondern ganz Goldstrom-typisch, ein sehr eigenwilliges Projekt mit Dreiwege Unterteilung. Einige Erfahrungen aus der „Cinematik“ (siehe meine Goldstrom-Seite) werden natürlich mit einfliessen. Halt, Sie merken, es steht da noch eine kleine, bisher unbeantwortete Frage im Raum: Wenn ich das Gehäusevolumen verändere und evtl. auch nicht in den Besitz der originalen Lautsprechchassis von Altec gelangen werde, macht dieses Unterfangen überhaupt irgendeinen Sinn??? Nun, wir werden sehen und hören. Begleiten Sie mich auf der Reise zu „VOL“-Voice of the Livingroom.