Goldstrom “VOL” Voice of the Livingroom – Teil3 – Die Schallwand

10 Jan

Mit etwas Verspätung wage ich mich nun an die erste der beiden Schallwände. Die lichten Maße werden 116 cm Höhe x 50cm Tiefe betragen. Das Maß habe ich so festgelegt, dass die maximale Standfläche ein erträgliches Maß für Räume ab 24qm darstellt. Meine Küche zum Beispiel. Nach intensiver Lektüre des RPB Taschenbuches „Lautsprechergehäuse für HiFi“ von Herbert Klinger (eigener Erstbesitz aus den 70igern, wieder entdeckt in einer alten Bastelkiste) fand ich darin einen kleinen Zettel mit Notizen, die ich mir als Schüler gemacht hatte. Ich erinnerte mich an meine damaligen Experimente, die im wesentlichen von Geldmangel und meinem Großvater behindert wurden, der mir den Umgang mit elektrischem Strom und allem, was Krach machte, verboten hatte. Allerdings kam es dadurch für mich zu mancherlei interessanten Erkenntnissen, wie das Ziel einfacher, schneller und heimlicher zu erreichen war. Allerdings machte mich der Zettel schon etwas stutzig. Obwohl ich schon damals wusste, dass ich ihn für lange Zeit weglegen würde, dachte ich nicht, dass ich ihn später jemals anzweifeln würde. Tue ich heute aber.

Der Plan der 70iger

Der Plan der 70iger


Was muss ich da lesen? An die Innenseiten der Box sollte also Dachpappe? Aha… Und die Bahnen mit Dachlatten befestigen… Wahrscheinlich, falls der Bass-Sturm ausbricht 🙂 damit die Box nicht auseinanderfliegt. Nein im Ernst – so sollten stehende Wellen eliminiert werden. Und zwei Innenkammern? Eine für den Bass, die anderen für die Hochtöner? Na, da kann man drüber reden. Und die Chassis bitte nicht im Mittelpunkt der Frontplatte. Mhm… und die Optik, wo bleibt die? Hoch- und Tieftöner gegenphasig schalten? Also das liegt doch an der Auslegung der Frequenzweiche und der Anzahl der Lautsprecher, oder? Möglichst großes Gehäuse-Volumen? Klar doch… ! Die Dinger stehen ja nun nicht mehr im Jugendzimmer mit Hippie Tapete!
Das also waren Dinge, die ich mir damals gedacht und dann weggepackt hatte, weil kein Geld, keine Zeit und keine Kreissäge in Sicht waren. Das sollte sich aber 35 Jahre später ändern. Wir werden sehen, was davon übrig bleibt. Los geht´s!
Was von den Zettelnotizen sinnvoll sein mag? Ich vermag mich nicht mehr unbedingt zu erinnern, was ich da genau umsetzen wollte und ob das für die VOL auch gelten soll. Aber irgendwie muss man ja anfangen… am besten bei der Musik. Darum geht es ja schlußendlich.
Gehen wir zunächst einmal von der Theorie aus, dass eine perfekte Klangübertragung genau dann stattfindet, wenn möglichst optimale Bedingungen für den ungehinderten Flug der Schallwellen gegeben sind, dann schlußfolgere ich für den Bass: Möglichst große Membranfläche des Chassis. Ich kann mir in meinem jugendlichen Leichtsinn nicht vorstellen, dass ein 20cm Chassis eine Bassdrum wiedergeben kann, die mit einem 80cm Fell arbeitet. Dementsprechend wähle ich jetzt für den Tieftöner ein richtig dickes Ding – ein 15Zoll Chassis. Soviel zur Membranfläche. Ein Wirkungsgrad von mindestens 93dB ist unabdingbar. Der 15 Zoll Eminence, den ich für den Test verwenden werde, hat laut Datenblatt 95dB. Also auf dem Papier alles im grünen Bereich. Damals war das Teil für mich unerschwinglich, heute bin ich reich an Erfahrungen und weiss – mindestens das gehört da rein! Mitteltöner sind die AD9710 von Philips, das hatte ich schon erwähnt. Die haben einen wunderbaren Schmelz und geben Stimmen so herrlich natürlich wieder. Oben herum spielen die RUF-Siemens mit. Es gibt nichts glasklareres als diese. Auch wenn das jetzt die ebay-Preise in die Höhe treiben wird. Die AD9710 werden ein Gehäusevolumen ähnlich dem eines Röhrenradios bekommen. Da klingen sie am luftigsten, denn da kommen sie her. Die Hochtöner brauchen wenig Rückraum wegen der geringen Membranauslenkung. Darum werde ich mir daher also erst später Gedanken machen müssen.
Ein entscheidender Moment gehört genau jetzt der Wahl des Materials. Was darf es sein? Was soll es sein? Spanplatte? Mdf? Mehrschichtplatten? Kiefernholz? Ich möchte etwas möglichst Resonanzarmes verwenden. In den 70igern hat man ja in Beton gebaut. Einen Betonklotz bekomme ich aber nicht zu Fuß aus der Kellerwerkstatt in den dritten Stock. Und ich bin ja auch kein Maurer. Außerdem habe ich an meinen Cinematik (Lautsprechern) die Erfahrung gemacht, dass resonierende Körper in kontrollierter Art und Weise verdammt lebendig klingen können. Zwangsläufig möchte somit die Frage beantwortet werden: Welches Holz resoniert denn aus welchem Grund am wenigsten? Ganz einfach – Verlegeplatten. Die bestehen aus zusammen geleimten Holzresten. Holzspäne und Leim ergeben gemischt wegen ihrer geringen Dichte einen wenig resonierenden Verbundstoff. Das wäre zumindest eine physikalisch treffsichere Erklärung. Nachteil der Geschichte ist, dass die Platten stellenweise unterschiedliche Dichten haben. Mal greifen die Spax-Schrauben mehr, mal weniger. Das allerdings ist für die VOL relativ unwichtig, denn die einzelnen Gehäusekammern werden sämtlicherweise Verstärkungsleisten an den Seiten erhalten, die auch zur Verschraubung und vor allem – der Verleimung dienen. Die Wahl fällt also auf die Verlegeplatten. Andere Leute treten sie mit Füßen, ich will mich ihrer anderer Qualitäten bedienen. Fangen wir also an. Schallwand gelocht und mit Randleisten versehen.rahmen Die Öffnungen für den Hochtöner fehlen noch. Unten sehen wir den Bassreflexaustritt, bzw. den Mund des inneren Horns. Als Randleisten dienen Kiefernholzleisten in 25x48mm Stärke. Die originale VOTT hat in ihrem Bauplan überall solche Schwingungs dämpfenden Randleisten aufgeführt. Ebenso werden dort auf den Wandflächen Leisten aufgeleimt. Das könnte dann das Pendant zu meiner Dachpappen Idee von 1979 sein.
Schallwand rückwärtig

Schallwand rückwärtig

Allerdings ist das Aufbringen von Schwingungsdämpfern in die späteren Bauphasen zu verlegen. Zunächst folgt der Aufbau mit weiteren Rahmenleisten und Seitenteilen. Man benötigt mindestens vier Schraubzwingen. Besser wären acht, damit man die Trocknungszeiten des Leims nicht abwarten muss.
Zwingen!

Zwingen!

gehause12
Im letzten Bild sehen wir die vorbereiteten Druckkammern für das Bass Chassis (1,2), dern Rahmen für die Kammer des Mitteltöners (3) und die Kammer für den Bass (4). Nummer 5 schließlich benennt den Austritt der inneren Schallumlenkung. Tatsächlich gelangt der rückwärtige Schall des Tieftöners zunächst über zwei Bassreflexrohre, die in die Öffnungen der Basskammer nach oben noch eingesetzt werden, in zwei Druckkammern links und rechts neben dem Mitteltöner. Von dort aus wird der Schall über vergrößerte Öffnungen austreten und in den Hornmund gelangen. Das Volumen der Druckkammern ist regelbar. Man kann Dämmmaterial einfüllen, und/oder den Zu- und Abfluss der Schallwellen durch ein Reflexrohr variieren, bzw. ebenso die Anzahl der Austrittsöffnungen bestimmen. Der Aufbau der Kammern folgt im nächsten Bauabschnitt. Das ist der experimentelle Sektor, und ich liebe so etwas. Ich gebe zu, dass ich einige Berechnungen verworfen habe, um ein kleineres Gehäuse zu ermöglichen und später meinem Ohr trauen werde und keinem Messgerät. Zugegenermaßen ist das der Bereich, der die größten Unwägbarkeiten birgt. No Risk – no Fun. Mehr in den nächsten Tagen.

3 Antworten to “Goldstrom “VOL” Voice of the Livingroom – Teil3 – Die Schallwand”

  1. SPAX International Januar 13, 2014 um 5:32 pm #

    Hallo Jörg!
    Schöner Blog und Bericht! Danke, dass Du für den Bau Deiner Boxen auf SPAX gesetzt hast! Wenn Du Fragen hast oder Feedback geben möchtest, dann kannst Du das natürlich auch gern über unsere Facebookseite (facebook.com/SPAX) machen. Wir freuen uns, von Dir zu hören!
    Viele Grüße,
    Dein SPAX-Team

    • goldstromsbuero Januar 13, 2014 um 11:21 pm #

      Jo, das Schrauben macht richtig Spaß und ich hoffe, dass das Ergebnis auch eines wird, bei dem ich die Schrauben nicht dauernd wieder rausdrehen muss. 🙂
      Das läge aber dann eher an der Abstimmung der Boxen. Danke für euer schraubiges Interesse!

      • SPAX International Januar 14, 2014 um 5:57 pm #

        Also wir sind da angesichts Deiner Fortschritte sehr zuversichtlich. 😉 Das wird schon! Klar sind wir sehr gespannt, wie’s weitergeht! 🙂

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